Wie entsteht diese Leere?
Oft entsteht innere Leere nicht durch einen großen Knall, sondern durch viele kleine Momente. Vielleicht haben Sie zu oft Ihre eigenen Bedürfnisse beiseitegeschoben, weil andere Dinge wichtiger schienen. Vielleicht hat ein Verlust – sei es ein Mensch, ein Traum oder ein Gefühl von Sicherheit – Sie in eine Leere gestürzt, die Sie nicht fassen können. Oder es ist dieser ständige Druck, zu funktionieren, zu leisten, anderen gerecht zu werden. Vielleicht hängen Sie in einer Situation fest, der Sie entkommen könnten – Sie wissen es – doch es fehlt der Mut und Sie übergehen sich selbst. Sie verlieren dabei Stück für Stück den Kontakt zu sich selbst, bis Sie eines Tages merken, dass Sie gar nicht mehr wissen, was von Bedeutung und Ihnen wirklich wichtig ist. Ein Gefühl von Gleichgültigkeit zieht auf.
Es gibt auch Zeiten, in denen die Leere nahezu unausweichlich erscheint – Übergangsphasen, Veränderungen, Krisen. Ein neuer Lebensabschnitt, ein Umzug, eine Trennung: All das kann das Vertraute in Ihnen erschüttern, bis nichts mehr bleibt außer Fragen. Wer bin ich, wenn sich alles ändert? Was macht mein Leben aus, wenn das Alte nicht mehr da ist und das Neue noch nicht begonnen hat?
Wie fühlt sich das an?
Innere Leere kann täuschen. Nach außen wirkt alles normal, sogar perfekt. Doch innen fühlt es sich an, als würde etwas fehlen. Ein undefinierbares Loch, dass nicht gefüllt werden kann. Ein Gefühl, wie da und doch abwesend zu sein. Dinge, die früher Freude gemacht haben, sind plötzlich bedeutungslos. Beziehungen, die Sie einmal getragen haben, fühlen sich oberflächlich an. Sie spüren, dass etwas fehlt, aber Sie können nicht greifen, was es ist. Gedankenkreisen und Sinnfragen, die von einem dumpfen, unangenehmen Gefühl im Brust- oder Bauchbereich begleitet werden.
Sie versuchen, sich abzulenken, in der Hoffnung, dass es irgendwann besser wird – doch das Gefühl bleibt.
Wann wird die Leere ein dauerhafter Begleiter?
Es gibt Momente, in denen wir uns alle leer fühlen. Das ist normal. Aber wenn die Leere bleibt, wenn sie Ihren Alltag bestimmt, wenn Sie sich wie in einem Vakuum fühlen, das keine Energie und keine Hoffnung mehr zulässt, dann wird sie zu einem dauerhaften Zustand. Sie merken, dass selbst die besten Ablenkungen nicht mehr funktionieren. Ja Sie haben vielleicht nicht mal mehr Lust auf Ablenkungen. Und vielleicht fragen Sie sich dann, ob es jemals anders sein wird.
Das ist der Punkt, an dem Sie innehalten sollten. Denn die innere Leere ist kein Zustand, den Sie einfach aushalten müssen. Manchmal reicht ein Gespräch mit einem nahestehenden Menschen. Manchmal braucht es professionelle Unterstützung, um herauszufinden, was hinter der Leere steckt und wie Sie neue Wege finden können.
Was tun mit dieser Leere?
Innere Leere ist paradox: Sie fühlt sich schwer an, aber eigentlich ist sie ein freier Raum. Ein Raum, der Sie einlädt, zu erkunden, was Ihnen fehlt. Wahrscheinlich hat die Leere sogar einen Sinn. Vielleicht sagt sie: „Schau hin. Hör auf, dich abzulenken. Finde heraus, was du wirklich brauchst.“
Und dann hilft es, still zu werden und zu schauen, was sich zeigen will. Sind es Bedürfnisse, die Sie ignoriert haben? Alte Wunden, die Sie nie richtig heilen konnten? Vielleicht ist die Leere ein Signal, dass es Zeit ist, Ihr Leben wieder bewusster zu gestalten – mit Dingen, die wirklich bedeutsam sind.
Wichtig ist, dass Sie ehrlich zu sich selbst sind und sich erlauben, diese Leere nicht nur als Feind, sondern auch als Chance zu sehen. Sie hat einen guten Grund, da zu sein. Sie zu ignorieren oder „wegmachen“ zu wollen, wird sie nur verstärken.
Am Ende ist die innere Leere nicht das Ende, sondern ein Anfang. Ein Anfang, der eine Einladung sein kann. Augen auf, Gefühl an und neu hinsehen, neue Wege finden und sich selbst ehrlich wieder näherkommen. Der Raum darf gefüllt werden, ohne Eile und mit dem Bewusstsein, dass Sie es wert sind, gut für sich zu sorgen. Denn wer macht das sonst für Sie?
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