Es gibt Tage, da spüren wir eine leise Schwere. Einen Druck, der sich nicht recht greifen lässt, aber doch allgegenwärtig ist.
Unzufriedenheit.
Sie schleicht sich ein wie eine Wolke, die die Sonne verdeckt, und bleibt manchmal viel länger, als uns lieb ist.
Doch woher kommt sie?
Unzufriedenheit entsteht oft in den Ecken unserer Seele, wo unerfüllte Wünsche, vergessene Träume und unerreichte Ziele lagern. Sie wächst in den Momenten, in denen wir uns vergleichen – mit dem Nachbarn, der scheinbar alles erreicht hat, oder der Freundin, die alles mit Leichtigkeit zu meistern scheint. Unzufriedenheit wird genährt von Erwartungen, die wir an uns selbst stellen oder die andere an uns herantragen. Erwartungen, der Erfüllung wir nicht erfüllen wollen oder können.
Was Unzufriedenheit mit uns macht
Stellen Sie sich Ihre Seele vor wie ein ruhiges Gewässer. Und Unzufriedenheit ist wie ein Stein, der ins Wasser fällt und Wellen schlägt. Diese Wellen erreichen nach und nach alles: Ihre Gedanken, Ihre Emotionen und sogar Ihren Körper. Plötzlich schläft man schlechter, die Schultern spannen sich an, der Magen reagiert empfindlicher. Denn Unzufriedenheit ist nicht nur ein Gefühl, sondern sie hat auch eine Macht. Die Macht, unsere Gesundheit zu beeinflussen. Chronische Unzufriedenheit kann in einen Teufelskreis aus Stress und Überforderung führen, der sich unter anderem in Form von psychosomatischen Beschwerden äußert.
Woher kommt Unzufriedenheit und was verstärkt sie?
Unzufriedenheit entsteht oft dort, wo wir das Gefühl haben, nicht genug zu sein – nicht schön genug, nicht erfolgreich genug, nicht liebenswert genug.
Das kann im Freundeskreis sein, an der Arbeit und auch innerhalb der Familie. Und besonders Social Media, mit seinen perfekten Bildern und inszenierten Leben, verstärkt dieses Gefühl. Gesellschaftliche Normen und der Druck, immer mehr erreichen zu müssen, um dazugehören zu können, akzeptiert oder gelobt zu werden, tragen dazu bei. Wir reichen uns selbst nicht mehr. Und normal reicht ganz oft für uns nicht mehr aus.
Und dann ist da noch ein weiterer Verstärker! Unser innerer Kritiker. Diese Stimme, die uns zuflüstert, dass wir hätten besser handeln, schneller reagieren, klüger entscheiden sollen. Sie lässt keinen Raum für Fehler und Erholung – und schürt damit die Unzufriedenheit. Wir selbst sind unsere härtesten Kritiker, nörgeln an uns herum und sind selten zufrieden mit dem, was wir im Spiegel und auf Fotos sehen und loben uns herzlich wenige für all die kleinen und großen Dinge, die wir am Ende des Tages erledigt haben. Da wäre doch eigentlich noch was gegangen! Oder?
Doch woher nehmen wir dann Zufriedenheit und lassen ein bisschen Ruhe im Herzen einziehen?
Was würde passieren, wenn wir die Perspektive ändern? Wenn wir uns der Zufriedenheit zuwenden, diesem stillen, warmen Gefühl, das uns erdet und stärkt? Wenn wir darauf achten, was toll gelaufen ist, was hilfreich ist und womit es uns gut geht?
Zufriedenheit ist nicht laut oder aufdringlich. Sie ist eher wie ein inneres Licht. Im Moment vielleicht noch stark gedimmt und kaum wahrnehmbar. Doch das kann sich ändern. Zufriedenheit entsteht, wenn wir uns erlauben, den Moment wahrzunehmen und zu genießen, dankbar zu sein für das, was wir haben, und Frieden mit dem zu schließen, was wir nicht ändern können. Wenn wir im Moment sind und genau diesen Moment wahrnehmen, werden wir feststellen, dass die große Sorge, die Angst oder der Ärger einer Sache gilt, die außerhalb dieses Moments liegt. In der Vergangenheit oder in der Zukunft. Und wir haben gerade im Moment keine Chance, etwas daran zu ändern.
Ein innerer Antreiber oder doch mehr
Unzufriedenheit treibt uns an, keine Frage. Sie zwingt uns, uns zu verändern, zu entwickeln, weiterzugehen. Doch wenn wir nur von ihr getrieben werden, dann verlieren wir die Balance. Sehr schnell macht dann nichts mehr Spaß und wir empfinden beim Erreichen von Zielen keine echte Freude mehr.
Zufriedenheit hingegen lässt uns innezuhalten und spüren, wo wir gerade stehen und was wir gerade tun. Sie ist absolut kein Zustand der Langeweile, sondern eine Basis, von wo aus wir immer wieder neue Herausforderungen starten können – mit Freude, Mut und Leichtigkeit.
Und nun?
Nun liegt es an Ihnen: Wo stehen Sie mit Ihrer Zufriedenheit? Ist sie ein seltenes Gastspiel oder ein treuer Begleiter? Und wenn Sie spüren, dass Unzufriedenheit sich in Ihrem Leben zu sehr ausbreitet – was könnten Sie ändern, um ihr die Macht zu nehmen?
Vielleicht ist es an der Zeit, weniger zu vergleichen und mehr zu schätzen. Vielleicht ist es an der Zeit, nicht immer schneller, höher, weiter zu streben, sondern öfter still zu stehen und einfach zu sein.
Denn Zufriedenheit ist kein Ziel, das man erreicht. Sie ist schon da. Wenn man den Weg wählt, sie zu entdecken. Schritt für Schritt. Tag für Tag.
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