Traumatherapie: Was Trauma wirklich bedeutet – und wie Heilung beginnt

6. April 2025

Traumatherapie ist aktuell in aller Munde.
Immer mehr Menschen erkennen: Viele seelische und körperliche Symptome haben ihren Ursprung in unverarbeiteten Erfahrungen.

Aber was ist eigentlich ein Trauma?
Was unterscheidet ein akutes Trauma von einem Entwicklungstrauma oder einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung (komplexe PTBS)?
Und wann ist eine Traumatherapie mit EMDR, Hypnose oder körperorientierten Methoden sinnvoll?

Dieser Artikel beantwortet all diese Fragen – verständlich, ehrlich und nah an Ihrer Lebensrealität.

Was ist ein psychisches Trauma?

Ein Trauma entsteht, wenn ein Mensch eine bedrohliche oder überfordernde Situation erlebt – körperlich, emotional oder seelisch – und dabei keine Möglichkeit hat, sich zu schützen oder Hilfe zu bekommen.

Das Nervensystem speichert diese Erfahrung – und bleibt oft auch Jahre später noch in Alarmbereitschaft.
Die Folge: Symptome, die scheinbar „aus dem Nichts“ kommen.

Wie der Traumaforscher Peter Levine sagt:
„Trauma ist in der Seele eingefrorene Energie.“

Ein Trauma ist also kein Erinnerungsbild.
Sondern ein biologisch gespeicherter Ausnahmezustand, der ohne gezielte Traumatherapie oft lebenslang nachwirkt. Peter Levine sagt auch: „Der Kopf vergisst vielleicht. Doch der Körper erinnert sich immer.“

Warum sprechen aktuell so viele über Trauma und Traumatherapie?

Weil sich ein kollektives Bewusstsein dafür entwickelt, wie stark unverarbeitete Erfahrungen unser Leben beeinflussen können – selbst wenn wir sie nicht „erinnern“.

Die Zahl der Suchanfragen zu Themen wie Traumatherapie, PTBS, EMDR, Entwicklungstrauma oder komplexe posttraumatische Belastungsstörung ist in den letzten Jahren enorm gestiegen.

Was früher als „Persönlichkeitsproblem“ galt, erkennen wir heute als Bindungsverletzung, Entwicklungstrauma oder chronische Stressfolge.

Das ist kein Trend – sondern ein längst überfälliger Bewusstseinswandel.

Trauma erkennen: Bin ich betroffen?

Ein Trauma muss nicht immer dramatisch aussehen.
Oft äußert es sich versteckt – z. B. durch:

  • Überforderung im Alltag

  • chronische Erschöpfung

  • Angst, Schuld oder Scham

  • psychosomatische Schmerzen

  • emotionale Taubheit

  • extreme Reizbarkeit oder Rückzug

  • unerklärliche Beziehungsprobleme

Wenn Sie das Gefühl haben, „etwas stimmt nicht mit mir“, ist das oft ein Hinweis darauf, dass etwas in Ihnen einfach Hilfe braucht.

Akutes Trauma, Entwicklungstrauma und komplexe PTBS: Die Unterschiede

Akutes Trauma:
Einzelereignis mit Schockwirkung (z. B. Unfall, Gewalt, plötzlicher Verlust)
➡️ Häufige Folge: PTBS

Entwicklungstrauma:
Chronische emotionale Vernachlässigung, Missachtung, Überforderung oder ständige Unsicherheit in der Kindheit
➡️ Tritt leise auf, ist aber tiefgreifend

Komplexe posttraumatische Belastungsstörung (komplexe PTBS):
Entsteht meist durch andauernde Traumatisierung (z. B. Missbrauch, emotionaler Terror, destruktive Familienstrukturen)
➡️ Symptome: Flashbacks, Selbstwertprobleme, Emotionsregulationsstörungen, Instabilität in Beziehungen

Diese Unterscheidungen sind wichtig – auch für die Wahl der passenden Therapieform.

Was sind Traumafolgestörungen?

Traumafolgestörungen entwickeln sich, wenn ein Trauma nicht verarbeitet wird. Dazu zählen:

  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

  • Komplexe PTBS (cPTBS)

  • Dissoziative Störungen

  • Angststörungen, Depressionen oder Borderline-Symptomatik mit Traumahintergrund

  • Chronische Schmerzen, Tinnitus, Erschöpfung (psychosomatisch)

Auch Bindungsprobleme, Perfektionismus, Kontrollverhalten und emotionale Abhängigkeit können Folgen von frühen Traumatisierungen sein – ohne dass man sich an „etwas Schlimmes“ erinnert.

Wann zahlt die Krankenkasse eine Traumatherapie – und wann nicht?

Wenn eine PTBS oder andere psychische Störung mit Krankheitswert diagnostiziert ist, übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten – aber nur bei approbierten Psychotherapeuten mit Kassenzulassung.

Von der Kasse bezahlt:

  • Verhaltenstherapie

  • Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

  • Psychoanalyse
    (bei Kassentherapeuten)

  • EMDR, wenn der Patient über 18 Jahre alt ist

Selbst zu zahlen:

  • EMDR, Hypnose, körperorientierte Verfahren wie Somatic Experiencing – sofern sie von nicht-approbierten, aber erfahrenen Traumatherapeuten oder Heilpraktikern  für Psychotherapie angeboten werden (wie in meiner Praxis)

Private Krankenveresicherungen oder Zusatzversicherungen übernehmen unter Umständen auch alternative Methoden. Fragen Sie dazu bitte bei Ihrer Versicherung nach.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um sich Hilfe zu holen?

Viele Betroffene versuchen lange, alleine klarzukommen.
Doch: Ein Trauma heilt sich nicht von selbst.

Suchen Sie sich Unterstützung, wenn Sie…

  • sich innerlich blockiert fühlen

  • häufig in alten Mustern feststecken

  • kaum Zugang zu Gefühlen haben – oder von ihnen überflutet werden

  • psychosomatisch oder psychisch leiden

  • das Gefühl haben, „so geht es nicht mehr weiter“

Und werden Sie sich bitte über eins im Klaren: Therapie bedeutet nicht Schwäche – sondern Mut zur Veränderung.
Zu bleiben, wie man ist, auch wenn man unzufrieden ist oder alles zu lassen, auch wenn es unglücklich macht, verlangt keinen Mut. Dies ist dann eher Resignation

Welche Formen der Traumatherapie gibt es?

Es gibt viele wirksame Ansätze, darunter:

  • EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)

  • Hypnose in der Traumatherapie

  • Somatic Experiencing (nach Peter Levine)

  • Atemtechniken zur Selbstregulation

  • Arbeit mit inneren Anteilen und Ego-State-Therapie

  • Systemische Traumatherapie

  • Traumasensible Gesprächstherapie

Ich selbst arbeite mit EMDR, Hypnose, körperorientierten Methoden und Ressourcenstärkung – traumasensibel, individuell und mit Blick auf Ihr ganzes System.

Was kann ich selbst tun, um mein Nervensystem zu beruhigen?

Ein paar erste Schritte:

  • Sanfte Atemtechniken (z. B. längeres Ausatmen)

  • Klopftechniken (z. B. EFT, PEP)

  • achtsame Körperwahrnehmung und Bewegung

  • liebevoller Umgang mit inneren Anteilen

  • sich mit Menschen verbinden, bei denen Sie sich gut und sicher fühlen

Selbsthilfe kann ein erster, kraftvoller Schritt sein, um wieder in Kontakt mit sich selbst zu kommen und das eigene Nervensystem zu beruhigen. Sie ersetzt zwar keine professionelle Traumatherapie, aber sie stärkt Ihre Selbstwirksamkeit und kann den Weg in die Heilung vorbereiten und unterstützen.

Fazit: Trauma ist behandelbar. Heilung ist möglich.

Ob akutes Trauma, Entwicklungstrauma, komplexe PTBS oder diffuse Symptome – Sie dürfen sich auf den Weg machen.
Traumatherapie hilft, was feststeckt, in Bewegung zu bringen.
Nicht von heute auf morgen. Aber Schritt für Schritt.

Ihr Körper, Ihre Seele, Ihr ganzes System sehnt sich nach Sicherheit.
Nach Verbindung. Nach Heilung.

Und genau das ist möglich – mit der richtigen Unterstützung.

Diese Art der Heilung bedeutet nicht, das Ihre Erinnerungen verschwinden. Was verschwinden kann, ist der Schmerz, die überbordernden Emotionen auf verschiedene Trigger. Es bleiben Erinnerungen, die eingebettet sind in ein gutes Netz aus Ressourcen. Denn mit Hilfe der Therapie erfahren Sie, dass das, was Sie überleben lassen hat, lebenswichtig war, heute aber nicht mehr gebraucht wird, weil Sie es heute nicht mehr benötigen. Die Erinnerung bleibt, aber sie verliert ihren Schrecken.
Sie wird zu einem Teil Ihrer Geschichte, ohne Ihr Heute zu bestimmen – eingebettet in innere Stärke, Sicherheit, neue Perspektiven und Bedeutungen.

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